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Peter Zeitlinger: «Jeder Schnitt ist eine Lüge»

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Jeder Blick ist anders: Peter Zeitlinger steht für eine kompromisslose Kinoarbeit mit Regisseuren wie Ulrich Seidl, Götz Spielmann oder Werner Herzog, hat aber auch zahlreiche Fernsehfilme verantwortet und selber Regie geführt. Der 1960 in Prag geborene DP begann seine Karriere nach einem Studium an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien. Für VERFOLGT – DER KLEINE ZEUGE (ORF/Sat 1, Regie: Andreas Senn) erhielt er in diesem Jahr den Deut­schen Kamerapreis, mit BAD LIEUTENANT: PORT OF CALL – NEW ORLEANS (Regie: Werner Herzog) war er 2010 für einen Independent Spirit Award nominiert.

Als Jugend­licher be­schäf­tigte ihn neben Film auch das Basteln von Mo­dellflugzeugen. Die Faszination ist ihm ge­blieben, ob bei ­Kamera-Flug­experimenten oder als Pilot. Zeitlinger ist Professor an der HFF München – eine Rückkehr, nachdem er in den 1990ern erst­mals für Wer­ner Herzog in diese bayerische Stadt zog. Er berichtete uns ausführlich, wie sehr sich seine Arbeiten für das Fernsehen und das Kino oft unterscheiden, und wie er Werner Herzog kennengelernt hat, bei dessen Filmen er seit GESUALDO, FÜRST DER FINSTERNIS (1995) die Kameraverantwortung trägt. Mit uns redete er auch über sein Faible für die Plansequenz, das sehr weit geht. Bereits als Student schrieb er eine theoretische Arbeit über den Schnitt, die er gleich einmal «Abschaffungder Montage» nannte:

«Das war mein Diplom in Schnitt. Ich hab’ dann eben nicht ­bestanden, obwohl ich  in philosophisch richtigen Schritten bewiesen habe, dass die Montage tot ist, also dass es die nicht mehr gibt. Der Gedanke war, dass die Montage etwas ist, was die Zusammensetzung der Bildinhalte bewirkt und nicht das zeitliche Aufeinanderprallen. Ein Schnitt bedeutet immer irgend­etwas, eine Handlung ist zu Ende, eine neue Handlung fängt an, und wenn die dann durch den Schnitt zusammenkommen, dann entstht die Aussage. Ich kann aber diese beiden Handlungen auch in ein Bild hineinsetzen und dann wird’s viel intensiver und auch wahrhaftiger. Für mich ist jeder Schnitt eine Lüge und ­Betrug am Zuschauer. Ich glaube, dass eine Plansequenz den Zuschauer viel mehr einfängt. Mit dem Schnitt kann man immer die besten Momente zusammensuchen und man blufft sich sozusagen durch den Film. Wenn die Plansequenz gelingt, dann ist es immer viel großartiger – aber eben aufwendiger.»

Die Seidl-Dokumentafilme TIERISCHE LIEBE oder MIT VERLUST IST ZU RECHNEN bezeichnet er dabei als «Extrembeispiele, bei denen im dokumentarischen Bereich eine Authenti­zität mit völlig inszenierten Szenen versucht wird. Die Authentizität, die Wahrhaftigkeit entsteht dann durch die Ungeschnittenheit.» Einen eindrucksvollen Beleg dafür liefert der Trailer von MIT VERLUST IST ZU RECHNEN:

 

Auf seiner eigenen Website gibt Peter Zeitlinger zahlreiche Einblicke in sein Schaffen. Derzeit bereitet er mehrere neue Projekte vor – auch mit Werner Herzog. Diesen Herbst dreht er unter der Regie von Ariel Zeitoun den Kostümfilm ANGELIQUE – MARQUISE DES ANGES mit Nora Arnezeder und Gérard Lanvin in den Hauptrollen.

Das komplette Interview, in dem Zeitlinger ausgiebig über seinen Werdegang, seine Vorlieben und Werner Herzog berichtet,  ist in unserer aktuellen Ausgabe 11/2012 erschienen.

Foto oben
Peter Zeitlinger beim Deutschen Kamerapreis in Köln.
© Klaus Görgen/WDR

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Weitere Interviews – ganz oder in Auszügen – von Filmschaffenden finden Sie hier. Denn jeder Blick ist anders.


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